24.09.2021

PM: Regen verhagelt Erntebilanz: Anfänglich positive Ernteerwartungen wurden enttäuscht – leicht unterdurchschnittliche Ernte mit auskömmlichen Preisen

Torsten Krawczyk, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes e. V. (SLB) und Wolfram Günther, Sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, haben am Freitag (24.09.) zur Erntebilanz-Pressekonferenz in die Agrargenossenschaft See e. G. im Landkreis Görlitz eingeladen, um einen Rückblick über den diesjährigen Ernteverlauf zu geben und die vorläufigen Ernteergebnisse 2021 vorzustellen.

„Eine lange, oft nervenaufreibende mehr als acht Wochen dauernde Erntezeit mit wenigen kurzen Erntezeitfenstern liegt hinter unseren sächsischen Landwirten. In den oberen Mittelgebirgslagen ist die Getreide- und Rapsernte bis zum heutigen Tag noch nicht abgeschlossen,“ so Krawczyk und ergänzte: „Die positiven Ernteerwartungen von Anfang Juli konnten sich leider nicht erfüllen. Wie in den vergangenen Jahren schon, zeigen sich auch die diesjährigen Erträge regional sehr differenziert. Insgesamt gehen wir von einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte zum 5-jährigen Mittel aus. Hier brachte nur die Wintergerste positive Ergebnisse. Beim Winterraps wurde beim 10-jährigen Vergleich der schlechteste Ertrag eingefahren. In den Spätdruschgebieten der Mittelgebirge gehen wir bei allen Kulturen von weit unterdurchschnittlichen Ergebnissen aus.“

Minister Günther hob hervor: „Die sächsischen Landwirtinnen und Landwirte haben auch in diesem Jahr unter widrigen Bedingungen gewirtschaftet. Nach drei Dürrejahren hat ein sehr nasses Jahr der Landwirtschaft Einbußen gebracht. Wir reden hier nicht einfach nur von schlechtem Wetter. Sondern der Wechsel von Dürre und Nässe zeigt: Der Klimawandel ist mit voller Wucht auf den sächsischen Feldern angekommen. Zum einen ist die Branche gefragt, Anpassung und Eigenvorsorge zu leisten. Zum anderen sind wir als Ministerium gefragt, Anpassung an die Klimawandelfolgen zu unterstützen und wirksamen Klimaschutz zu erreichen. Hier sind wir auf dem Weg. Die Landwirtschaft als größte Flächennutzerin spielt hier eine zentrale Rolle. Deswegen haben wir in diesem Jahr in der Agrarministerkonferenz den Einstieg in den Umstieg der EU-Agrarförderung beschlossen. Die Landwirtschaft wird damit in die Lage versetzt, als leistungsfähige Branche einen größeren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ich danke den sächsischen Landwirtinnen und Landwirten für ihre harte Arbeit und für ihre Unterstützung auf diesem Weg.“

Deutliche Qualitätsverluste bei Getreide und Raps

Die diesjährige Witterung hinterließ insbesondere bei den Qualitäten von Getreide und Raps deutliche Spuren. Die Hektolitergewichte bei Weizen und Gerste sind gering. Hier spielte die Hitzeperiode im Juni während der Kornfüllungsphase eine negative Rolle. Dadurch kam es zu einem veränderten Protein-Stärke-Verhältnis, da im Korn weniger Stärke und dafür mehr Protein eingelagert wurde. Nur aus diesem Grund ergeben sich bei den Weizenanalysen relativ gute Rohprotein- und Sedimentationswerte. In den Nitratgebieten liegen die Proteinwerte aufgrund der Einschränkungen bei der Stickstoffdüngung deutlich niedriger. Hier können entsprechende E- und A-Weizenqualitäten nicht mehr erzeugt werden. Die geringeren Hektolitergewichte führen dazu, dass nicht alle Getreidepartien den Anforderungen für die Backwarenproduktion genügen. Sie müssen zwangsläufig in den Futtergetreidebereich gehen. Bei den Qualitäten hat sich deutlich gezeigt, je später die Ernte erfolgte, desto schlechter sind die Qualitäten. Auch das Protein-Kleber-Verhältnis, welches ein Merkmal für das Backvolumen eines Mehles ist, ist etwas geringer als im letzten Jahr. Beim Raps zeichnen sich durchgängig schwache Ölgehalte ab. Demgegenüber liegen die Preise für Getreide mit 20 bis 25 Prozent deutlich über denen der Vorjahre, bei Raps bis 35 Prozent.

Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten und des Klimawandels stellt sich die Agrargenossenschaft See e. G. auf die sich ändernden Bedingungen ein. Mit dem Anbau von Lavendel soll neben dieser Anpassung auch eine Diversifizierung der Fruchtfolge erreicht werden. Die mehrjährigen Pflanzen werden auf einer Fläche von ca. 3 ha im Rahmen eines EiP-AGRI Projektes angepflanzt. Ziel ist die Produktion regionaler und nachhaltiger Produkte, wie Lavendelöl und Honig, sowie der Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfung.

Hintergrund:
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) schätzt ein, dass der diesjährige Sommer insgesamt etwas zu warm war. Dabei gab es viele längere, kühle Abschnitten und eine Hitzeperiode im Juni. Die Niederschläge waren oft langanhaltend über mehrere Tage und lagen deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Auf die Bodenfeuchte im durchwurzelten Raum hat sich das gegenüber dem Vorjahr – bis auf die Region Nordsachsen – positiv ausgewirkt.

Pressekontakt:

Diana Henke
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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