Bauernpräsident Torsten Krawczyk und Staatssekretär Ulrich Menke haben heute zur sächsischen Erntebilanz-Pressekonferenz auf den Landwirtschaftsbetrieb Göbel und Zschommler eingeladen, um rückblickend auf die diesjährige Getreide- und Ölsaatenernte zu schauen und deren Ernteergebnisse vorzustellen.
„Mit einem vielversprechenden Auftakt startete Ende Juni die diesjährige Ernte der Wintergerste“ so Bauernpräsident Torsten Krawczyk. Leider gab es im Juli durch häufige Niederschlagsereignisse massive Verzögerungen im Ernteablauf, die den Landwirten zunehmend Sorgenfalten ins Gesicht trieben. Über einen Zeitraum von fast drei Wochen gab es kaum Erntefortschritt in Sachsen. Zu den sich breitmachenden Sorgen hinsichtlich abnehmender Getreidequalitäten durch die andauernden Niederschläge kam die Sorge vor einem weiteren Preisverfall an den Agrarmärkten. Seit mehr als zwei Jahren sind die Erlöse für Getreide im Fallen begriffen. In den letzten Monaten hat sich dieser Trend noch einmal verschärft. In Kombination mit den gestiegenen Betriebsmittelkosten ist der Getreideanbau kaum noch wirtschaftlich darstellbar. Viele gesetzliche Vorschriften sind in den letzten Jahren massiv verschärft und ausgeweitet worden. Beispielhaft möchten wir auf die Vorgaben im Düngerecht sowie die Zulassungsvorschriften von Pflanzenschutzmitteln hinweisen. Bei letzterem kann der amtliche Pflanzenschutzdienst bei Kalamitäten oft nur noch über Notfallzulassungen agieren. „Es kann nicht Sinn und Zweck gesetzlicher Vorschriften sein, dass wir als Landwirte keine geeigneten Möglichkeiten haben, gesunde und ertragreiche Pflanzen auf unseren Feldern zu entwickeln. Wir brauchen daher dringend ein wirkungsvolles Maßnahmepaket zur Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit“ betonte der Bauernpräsident.
Landwirtschaftsstaatssekretär Ulrich Menke: „Die ersten Zahlen zeigen: die sächsischen Agrarbetriebe haben nach sehr verhaltenen Niederschlägen und hohen Temperaturen im Frühjahr 2025 eine gute bis sehr gute Ernte eingefahren, wenn auch mit teils deutlichen regionalen Ertrags- und Qualitätsunterschieden. Allerdings können wir mit der Preisentwicklung auf den globalen Märkten schon seit langem nicht mehr zufrieden sein, und das stellt die Landwirtschaft vor große wirtschaftliche Herausforderungen. Zudem steht der Berufsstand aufgrund der derzeitigen Regelungen im Düngerecht und im Bereich Pflanzenschutz stark unter Druck. Hier sind dringende Änderungen nötig, um die Betriebe im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit und Planungssicherheit zu entlasten. Dabei und auch beim Ringen um die Ausgestaltung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) wird sich die Staatsregierung gegenüber Berlin und Brüssel für Lösungen einsetzen, die keine Nachteile für die Agrarstrukturen in Sachsen mit sich bringen.“
Bei der diesjährigen Ernte gab es regional und sortenbedingt teilweise große Unterschiede, insbesondere bei Winterweizen und Raps. Besonders positiv ist in diesem Jahr die Wintergerste aufgefallen, die überdurchschnittliche Erträge gebracht hat.
Bei den Qualitäten zeigten sich Mängel, insbesondere bei Fallzahlen und Hektolitergewicht. Diese waren durch die zahlreichen Regenereignisse im Sommer bedingt.
Eine komplette Einschätzung der Qualitäten ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich.
Die sächsischen Ernteerträge im Detail
In Sachsen wurden 897.687 Hektar landwirtschaftliche Fläche genutzt, davon 701.735 Hektar als Ackerland. Der Getreideanbau erstreckte sich auf 353.700 Hektar, darunter 193.800 Hektar Weizen, 108.000 Hektar Gerste und 31.800 Hektar Roggen. Der Getreideanbau einschließlich Körnermais umfasste 366.000 Hektar. Laut Statistischem Bundesamt liegt der Getreideertrag in Sachsen bei schätzungsweise 72,3 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha), d.h. 5,8 dt/ha (8,7 %) über dem Vorjahreswert. Die Erntemenge lag bei 2.647.443 t und damit 292.854 t (12,4 %) über dem Vorjahr.
Die Erträge der verschiedenen Getreidearten fielen sehr unterschiedlich aus:
Winterweizen erbrachte mit 75,7 dt/ha eine etwas unter dem Vorjahr, aber leicht über dem drei- und sechsjährigen Durchschnitt liegende Ernte, während die Wintergerste überdurchschnittliche 83,1 dt/ha erreichte (19,3 dt/ha über dem Vorjahr). Auch der Roggen erzielte mit 55,4 dt/ha sehr gute Ergebnisse.
Der Winterraps, Sachsens bedeutendste Ölfrucht, wurde auf 104.900 Hektar kultiviert. Der Ertrag lag mit 34,2 dt/ha ebenfalls über dem Vorjahresniveau, wobei es hier regional sehr große Unterschiede gab. Die fehlende Saatgutbeizung, Sortenunterschiede sowie der Niederschlagszeitpunkt waren entscheidende Kriterien für die Ertragsbildung.