Am 25. und 26. Juni trafen sich rund 500 Delegierte der Landesbauernverbände in Berlin zum Deutschen Bauerntag 2025. Unter dem Motto „Mehr Politikwechsel wagen“ sendeten sie eine klare Botschaft an die politische Spitze: Die Landwirtschaft braucht endlich verlässliche Rahmenbedingungen, Entlastung von Bürokratie und eine Förderung, die die Realität auf den Höfen anerkennt. Auch 20 Delegierte aus Sachsen nahmen an der Veranstaltung teil.
DBV-Präsident Joachim Rukwied machte in seiner Grundsatzrede deutlich, dass die Landwirtschaft bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – für Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz, für Ernährungssicherheit und die ländlichen Räume. Dafür brauche es jedoch mehr politische Verlässlichkeit und weniger Belastung. Besonders im Bereich der Tierhaltung forderte Rukwied ein staatliches Investitionsprogramm in Höhe von jährlich 1,5 Milliarden Euro, um notwendige Umstellungen und Verbesserungen in den Ställen überhaupt ermöglichen zu können. Gleichzeitig müsse die Gemeinsame Agrarpolitik inflationssicher gestaltet und die bürokratischen Anforderungen deutlich reduziert werden.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer kündigte auf dem Bauerntag an, zentrale Forderungen des Berufsstands aufzugreifen: So sollen die Stoffstrombilanz aufgehoben, das Düngegesetz novelliert und die Agrardieselrückerstattung zum 1. Januar 2026 wiedereingeführt werden. Dies wurde von den Delegierten als wichtiges Entlastungssignal aufgenommen. Kritik gab es hingegen bei der Debatte um den Mindestlohn. Besonders im arbeitsintensiven Bereich des Obst-, Gemüse- und Weinbaus befürchten viele Betriebe durch eine weitere Anhebung spürbare wirtschaftliche Einbußen. Vertreter des Bauernverbandes machten dies auch gegenüber SPD-Fraktionsvorsitzenden Matthias Mirsch und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Steffen Bilger deutlich.
Einigkeit herrschte beim Thema Bürokratieabbau – zumindest auf dem Papier. Sowohl die Regierungs- als auch Oppositionsvertreter bekannten sich zur Notwendigkeit, Betriebe von überbordenden Verwaltungsvorgaben zu entlasten. Konkrete Maßnahmen blieben jedoch noch aus.
Ein starkes Signal ging von der Landjugend aus: In einer eindrucksvollen Rede betonten die Bundesvorsitzenden Theresa Schmidt und Lars Ruschmeyer, wie wichtig es ist, jungen Menschen in der Landwirtschaft Verantwortung zu übertragen. Sie verwiesen auf das Engagement, das Fachwissen und die Innovationskraft des Nachwuchses. Mit der Ehrung der Bestplatzierten des Berufswettbewerbs der Landjugend 2025 wurde dies sichtbar unterstrichen. In der Sparte Tierhaltung konnte Jasmin Hach aus Sachsen für ihren hervorragenden ersten Platz beglückwünscht werden. Die Landjugend zeigte, dass es eine Generation gibt, die mit Begeisterung, Sachverstand und Haltung in die Grünen Berufe startet – und damit die Zukunft der Landwirtschaft mitgestalten will.
Austausch mit dem DBV-Vorstand: Mitgliederbindung im Fokus
Einen wichtigen Raum nahm auch der direkte Austausch zwischen Delegierten und dem DBV-Vorstand ein. In einem sogenannten Fishbowl-Format konnten Vertreterinnen und Vertreter aus allen Regionen Deutschlands Fragen stellen, Kritik äußern und Anregungen geben. Dabei wurde deutlich: Die Mitglieder erwarten mehr Transparenz über die Verbandsarbeit, eine klare Haltung zu politischen Themen, mehr Austauschmöglichkeiten – auch mit der Bundesebene – sowie eine stärkere Betonung der Gemeinschaft und der Bedeutung des ländlichen Raums. Diese Punkte wurden auch von den Vorstandsmitgliedern Joachim Rukwied, Günther Felßner, Holger Hennies, Karsten Schmal, Torsten Krawczyk und Susanne Schulze Bockeloh anerkannt und als Arbeitsaufträge mitgenommen.
Besonders intensiv diskutiert wurde die Frage, wie der Verband Kündiger zurückgewinnen kann. Bernhard Barkmann aus dem Emsland etwa wies auf die starke Kritik in landwirtschaftlichen WhatsApp-Gruppen und die Abwanderung zu anderen Organisationen hin. Die Antwort: Man werde nicht jeden zurückholen können, brauche aber die richtigen Botschaften im passenden Format – und vor allem eine starke Gemeinschaft. Lokale Themen und direkte Ansprechpartner vor Ort seien dabei der Schlüssel. Junge Delegierte betonten zudem, dass die DBV-Mitgliedschaft heute kein Selbstläufer mehr sei. Der Verband müsse seine Leistungen besser kommunizieren und aktiver auf junge Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter zugehen.
Auch gesellschaftspolitische Fragen wurden angesprochen. Antonius Tillmann aus Ostwestfalen-Lippe sprach das schwindende Vertrauen in demokratische Prozesse an. Die DBV-Vorstandsmitglieder warben dafür, diese Strukturen bewusst zu stärken – durch Mehrheitsbildung, Dialogbereitschaft und lösungsorientiertes Handeln. Die Rolle des Verbandes wurde ebenfalls diskutiert: Ist der DBV ein reiner Unternehmerverband oder Vertreter des ländlichen Raums insgesamt? Präsident Rukwied betonte, dass der Verband im Kern unternehmerisch geprägt sei, sich aber bewusst öffne – solange keine internen Rivalitäten entstünden.
Abschließend kam die Frage auf, ob es nicht an der Zeit sei, wieder eine zentrale Kommunikationsstruktur wie früher die CMA (Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft) aufzubauen. Ein Euro pro Hektar – so der Vorschlag – könne hierfür ausreichen. Während Susanne Schulze Bockeloh dem grundsätzlich zustimmte, verwies Generalsekretär Bernhard Krüsken auf den Wandel in der Medienlandschaft: Heute gehe es nicht mehr um einen großen Kommunikator an der Spitze, sondern um vielfältige, dezentrale Kommunikationswege – unterstützt durch Schwarmintelligenz und Mitmachformate.
Der Bauerntag 2025 machte einmal mehr deutlich, wie groß der Veränderungsdruck in der Branche ist – aber auch, wie stark der Wille ist, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Eine starke Landwirtschaft sichert Wohlstand, Demokratie und lebendige ländliche Räume. Dafür braucht es neben einem klaren politischen Kurs vor allem eines: eine geschlossene, dialogbereite und zukunftsorientierte Interessenvertretung.
Weitere Informationen, Reden und Impressionen zum Deutschen Bauerntag finden Sie auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Bauernverbandes sowie unter www.bauernverband.de.