Das sind die Topthemen im September 2023:
Bauernpräsident Torsten Krawczyk, Staatsminister Wolfram Günther und die beiden Vorstände der Agrarhof Gospersgrün e.G., Lars Oehler und Thomas Hübner, luden am 8. September 2023 zur Erntebilanzpressekonferenz in die hellen Tenne des betriebseigenen Reiterhofes ein: „Nach einem hoffnungsvollen Start in die diesjährige Ernte Ende Juni begann mit der Regenperiode ab Mitte Juli für die Landwirte eine Phase des Wartens, Bangens und Hoffens. ‚Wann können wir endlich wieder dreschen? Wie wird sich die Qualität des Weizens entwickeln? Kann ich den Weizen noch als Qualitätsweizen verkaufen oder ist es schon Futterweizen? Was mache ich mit dem Raps, der ins Lager geht?‘ Das waren Fragen“, so Krawczyk, „die sich die Landwirtinnen und Landwirte in den letzten Wochen oft gestellt haben. Erst durch die Wetterbesserung ab dem 10. August konnte die Ernte fortgesetzt werden. Dabei galt oft, retten, was zu retten ist. „Insgesamt können wir in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Ernte rechnen, wobei die vor dem Regen geernteten Kulturen wie die Wintergerste noch bessere Erträge und Qualitäten aufweisen. Die ab Mitte Juli zu erntenden Getreidekulturen sowie der Raps weisen deutliche Qualitätsdefizite auf. Hier haben sich der Dauerregen, der oft böige Wind sowie die kühlen Temperaturen negativ ausgewirkt. Die einzigen Profiteure der nassen Witterungsbedingungen sind die Herbstkulturen wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln sowie das Grünland. Durch die Niederschläge der letzten Wochen konnten sich diese Kulturen von den Trockenschäden im Juni noch gut erholen. Wir hoffen, dass bei diesen Kulturen die Erntebedingungen im September und Oktober besser sind“, stellte Torsten Krawczyk die diesjährige Erntesituation dar.
Erntevorschätzung 2023 für Sachsen
Nach den Ergebnissen der aktuellen Erntevorschätzung für Sachsen wird trotz der Trockenheit eine vor allem mengenmäßig überdurchschnittliche Ernte erwartet. Für Getreide insgesamt (ohne Körnermais) ergab diese Schätzung mit 68,0 Dezitonnen je Hektar (dt/ha) rund 2,6 dt/ha mehr als im Vorjahr. In Relation zum sechsjährigen Durchschnitt sind das 1,1 dt/ha mehr. Der Bundesdurchschnitt liegt mit 67,9 dt/ha auf dem Niveau des für Sachsen geschätzten Ertrages. Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, wird sich die erwartete Getreideerntemenge mit den vorläufigen Erträgen in Sachsen auf 2,5 Millionen Tonnen belaufen. Trotz einer um gut 5 200 ha geringeren Getreideanbaufläche ergibt sich damit 2023 eine über dem Vorjahreswert liegende Gesamtgetreideerntemenge. Die einzelnen Getreidearten zeigten unterschiedliche Tendenzen. Wintergerste liegt mit einem geschätzten Hektarertrag von 82,1 dt um 4,9 dt über dem Vorjahreswert und sogar um 10,4 dt über dem 6-Jahres-Durchschnitt. Auch beim Winterweizen, der vom Anbauumfang bedeutendsten Getreideart in Sachsen, wurde ein mit 71,4 dt/ha über dem Vorjahreswert liegender Ertrag geschätzt (+2,6 dt/ha). Die Erträge bei Roggen und Sommergerste hingegen liegen um 2,2 bzw. 2,0 dt/ha unter dem Wert des Vorjahres. Die Qualität des Getreides, insbesondere des als Brotgetreide genutzten Winterweizens und Roggens, wurde aufgrund einer ausgeprägten Regenperiode während der Erntephase von Ende Juli bis Anfang August negativ beeinflusst. Ein großer Teil des Bestandes blieb auf dem Halm stehen und konnte erst verspätet geerntet werden. Dies wirkte sich ungünstig auf die Backeigenschaften des Getreides aus, welches damit voraussichtlich vorrangig nur noch als Futtergetreide genutzt werden kann. Beim Winterraps, der mit einem Anbauumfang von 112 800 ha wichtigsten Ölfrucht in Freistaat, wird ein Ertrag von 33,4 dt/ha geschätzt. Dieser Wert entspricht genau dem Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre, liegt aber knapp unter dem Ertrag von 2022. Da jedoch die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr um rund 7 400 ha anstieg, werden voraussichtlich 7 000 Tonnen mehr produziert als im Vergleichszeitraum.